Jugendliche mit gesundheitlichen und psychischen Beeinträchtigungen, die im SRH Berufsbildungswerk Cottbus eine Berufsorientierung oder Berufsausbildung absolvieren, führen jetzt ihr eigenes Café. "Mit dieser inklusiven Gaststätte wollen wir die Gastrolandschaft in Cottbus erweitern und den Blick darauf lenken, was unsere jungen Leute leisten können. Vor allem aber spiegelt der Übungsbetrieb unseren Anspruch wider: Jugendliche wirklich realistisch auf ihr Arbeitsleben vorzubereiten", sagt Swen Schneidereit, Standortleiter des SRH Berufsbildungswerkes Cottbus.
Insgesamt 17 junge Menschen aus den Bereichen Lager, Verkauf, Büromanagement, Gastronomie und Küche sind in sämtliche Aufgaben im Café auf dem Gelände einer ehemaligen Tuchfabrik eingebunden. Jugendliche, die eine Berufsvorbereitung oder Ausbildung im Bereich Lager absolvieren, kümmern sich um Inventur, Warenbestellung und Lagerung von Zutaten oder Getränken; Jugendliche, die sich im Bereich Küche/Gastronomie auf eine Ausbildung vorbereiten, entwerfen Speisepläne, experimentieren mit Rezepten und kochen. Die Azubis zum Fachpraktiker im Verkauf bewirten die Gäste.
Alle sind in den Betrieb eingebunden
Fokus liegt im neuen Spreehof-Café auf eigenen Rezepturen sowie regionalen Klassikern. Es gibt Sandwichs mit hausgemachten Marmeladen und Belägen, frisch gekochte Suppen, Salate, Würste sowie ein gut machbares tägliches zwei-Komponenten-Mittagessen, wie Schnitzel mit Kartoffelsalat oder Kartoffeln mit Quark. "Wir bieten den Gästen kulinarische Vielfalt, aber wir müssen natürlich die Bedürfnisse der Teilnehmenden und Azubis berücksichtigen", sagt Marcus Weiser. Der Ausbilder im Bereich Küche/Gastronomie der Berufsvorbereitung plante die Gründung und Eröffnung des Cafés mit und hat mit seinen Teilnehmenden die Zubereitung eines jedes Gerichtes akribisch geübt. In der Küche liegt ein Ordner mit Fotos von jedem Essen, damit jede Portion gleich angerichtet wird und auch Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Störung gut zurechtkommen. "Da die Aufgaben rund ums Café so vielfältig sind, können wir alle mit einbinden. Die Jugendlichen lernen gemeinsam und verantwortungsbewusst zu arbeiten", sagt Marcus Weiser. "Sie haben die Möglichkeit, theoretisches Wissen unmittelbar in die Praxis umzusetzen. Wir stehen ihnen jederzeit zur Seite, trauen ihnen aber zu, selbstständig zu agieren. Arbeitskräfte in der Gastronomie werden händeringend gesucht. Eine bessere Vorbereitung auf den Beruf können sie nicht haben."
Seinem Teilnehmer Justin Woznicka traut er zu, in einigen Jahren selbst mal Chef in einer Küche zu sein. Der 19-Jährige absolviert im Berufsbildungswerkes Cottbus eine Berufsvorbereitung. Er ist aufgrund einer Lernschwäche hier. Schule und Lernen sind nicht so sein Ding, dafür das Kochen umso mehr. Er probiert gern mit Zutaten und arbeitet organisiert, sagt sein Ausbilder. Justin Woznicka hat deshalb auch schon mal den Hut auf in der Trainingsküche, aus der das Essen für das Spreehof-Café kommt. "Bisher habe ich nur für Teilnehmende und Ausbilder gekocht, jetzt für echte Gäste. Das ist schon besonders für mich", sagt er.
Am Tresen und im Gastraum sorgt unter anderem Fiona Schmidt dafür, dass sich die Gäste wohlfühlen. Die 19-Jährige lernt im ersten Jahr Fachpraktikerin im Verkauf und lächelt unaufhörlich am Eröffnungstag. "Ich freue mich sehr auf die Arbeit und die Erfahrungen, die ich hier machen kann. Vor allem freue ich mich auf den Kontakt mit Menschen, auch wenn wir natürlich alle noch etwas aufgeregt sind."
Neuer Ausbildungsberuf für den Bereich Küche/Gatsronomie
"Das Café wertet unser Berufsbildungswerk Cottbus und unsere Berufsvorbereitung und Ausbildung enorm auf, im kommenden Jahr werden wir dazu passend noch einen neuen Ausbildungsberuf im Bereich Küche/Gastronomie etablieren", so Geschäftsbereichsleiterin Kathleen Brückner. "Das ist eine echte Chance. Ich bin sehr stolz darauf, was das Team und die jungen Menschen hier auf die Beine gestellt haben."
Neben Essen und Trinken bietet das Spreehof-Café auf dem Sozialcampus am Ostrower Damm 2 auch Spezialitäten wie Honig, Öle und Kaffee von regionalen Partnern. Eingerichtet ist das Spreehof-Café im industriellen Look passend zum Ambiente der alten Tuchfabrik Elias, die dem Café seinen Namen gab. Geöffnet ist montags bis freitags von 9 bis 14 Uhr.